Die größten Hamburger Hochschulen und das DESY haben sich zusammengeschlossen, um mit der Plattform beyourpilot die Startup-Förderung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern noch besser und effektiver zu gestalten und zu unterstützen. Gründungsinteressierte aus dem Hochschulbereich finden hier einen zentralen Zugang zu den gründungsunterstützenden Einheiten aller teilnehmenden Einrichtungen.
Wir begrüßen heute Tatjana Timoschenko im startupdetector Interview.
🎥 Das Video-Interview findest du hier:
Tatjana, kannst du uns erzählen, was ihr konkret macht?
Wir von beyourpilot sensibilisieren an den unterschiedlichen Standorten und Hochschulen für das Thema Gründung als Karriereoption. Wenn du ein eigenes Startup gründen willst, dann bist du bei uns genau an der richtigen Stelle. Wir begleiten dich durch den Prozess und Gründen kann man lernen! Das ist so unser Motto und Credo.
Wir haben eine Reihe an Berater*innen im Team, die sich die Ideen genau anschauen und versuchen, das Thema weiter zu schärfen. Gemeinsam mit den Gründer*innen soll es auf eine gewisse Basis gestellt werden, damit sich das Vorhaben auch langfristig trägt und auch eine passende Förderung beantragt werden kann.
Daneben versuchen wir auch die passenden Werkstätten wie Prototyping-Labore, Co-Working-Spaces in den Hochschulen aufzuspüren und auf unserer Website (beyourpilot.de) sichtbar zu machen. Ganz häufig ist es gar nicht bekannt, welche Unterstützungsmöglichkeiten es an den unterschiedlichen Standorten gibt.
Welche Erfolgsgeschichten kannst du im Bereich der Startup-Förderung erzählen?
Der größte Erfolg für beyourpilot ist, dass die Hamburger Hochschulen basierend auf den wissenschaftlichen Gründungen zusammenarbeiten. Es ist nicht normal, dass die Institute da zusammenarbeiten und das erfordert auch eine lange Zusammenarbeit, um wirklich zu funktionieren.
So gibt es beispielsweise einen Austausch der unterschiedlichen Gründungsberater*innen, was dann auch wieder den Startups zugutekommt. Alle profitieren von einem riesigen Expertisenetzwerk. Aufgrund der getroffenen Absprachen gibt es auch keine gedoppelten Formate für die Gründung, sondern gemeinsame und ergänzende Formate.
Beispielsweise die Gründungstoolbox, da lernt man in kleinen Workshops alles rund um das Thema der Gründung. Von der Ideenfindung über die Geschäftsmodellentwicklung, die Preisgestaltung und das Marketing. Das sind alles Workshops, die von Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen besucht werden können, um sich in dem Bereich zu qualifizieren.
Jeder Partner und jede Partnerin bringt sein spezielles Know-how ein. Außerdem verbuchen wir als Erfolg, dass wir seit 2019 auch schon zwei neue Partner gewinnen konnten. Das sind die Helmut-Schmidt-Universität – Universität der Bundeswehr Hamburg und die Hamburg Media School.
Kannst du auch konkrete Startup-Erfolgsgeschichten nennen?
Ja, die gibt es und es ist für uns besonders schön, wenn die Startups, die wir begleiten, erfolgreich und groß werden. Ein Beispiel ist traceless, die haben in der Vergangenheit schon sehr viel Geld von Investor*innen einsammeln können. Die entwickeln ein Kunststoffmaterial, welches sich selbst abbaut. Das könnte den Kunststoffmarkt revolutionieren.
Ein anderes Beispiel ist Localyze. Localyze holt Arbeitskräfte aus aller Welt an Bord, damit sind alle Prozesse eines Standortwechsels gemeint. Außerdem CarbonStack, die eine Kompensation von CO2 Emissionen durch regionale Aufforstungsprojekte betreiben.
Dadurch sieht man auch die thematische Vielfalt, die wir abdecken.
Welche Startup-Branchen prägen Hamburg?
In Hamburg ist die FinTech- und Food-Branche sehr groß. Bei uns ist es aber wirklich viel breiter aufgestellt. Die Ideen stammen aus dem Spektrum Energie, Klimaschutz, Health Care, aber auch so was wie Logistik oder Materialwirtschaft. Speziell in den letzten Jahren geht es auch mehr über den Ressourcenverbrauch und Impact Themen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Ansonsten nimmt auch das Thema künstliche Intelligenz immer weiter an Fahrt auf.
Wie kommt ihr mit spannenden Startups in Kontakt?
Da reicht das Spektrum von ganz unterschwelligen Angeboten bis hin zu einem systematischen Ideenscouting. Es ist so, dass wir in die einzelnen Institute der Hochschulen gehen und uns vorstellen. Da fragen wir nach konkreten Ideen und ob sich diese marktfähig umsetzen lassen. Dann kann man auch erst mal in ein lockeres Gespräch mit uns gehen und daneben sind wir auch im Austausch mit Professor*innen, wo sich innovatives Potenzial für Lösungen vermuten lässt.
Darüber hinaus schalten wir auch Anzeigen, veröffentlichen Beiträge über Startups und kommunizieren viel über Social Media. Wir sind auch auf entsprechenden Veranstaltungen im Hamburger Ökosystem präsent und machen auch selbst Formate, um die Community zu stärken. Da bieten wir für die unterschiedlichen Startup-Phasen Netzwerkformate an.
Wie genau arbeitet ihr mit den Startups zusammen?
In der Regel haben die Leute, die auf uns zukommen, schon eine vage Idee. Die Erwartung anstehender Gründer*innen ist, dass sie begleitet werden. Für viele ist die Gründung so eine Blackbox und da ist die Erwartung, dass jemand einen ein bisschen an die Hand nimmt. Viele haben aber auch schon ein unternehmerisches Mindset, dass man denen nur einen kleinen Schubs geben muss.
Das Gute ist, dass wir die Prozesse kennen und wir Struktur reinbringen können. Betreuer*innen tun das häufig auch im Tandem und Institutsübergreifend, sodass die Gründer*innen möglichst viel lernen können und es so weit kommt, dass man einen Förderantrag stellen kann. Geld brauchen alle, um ihre Ideen weiterzuentwickeln und da versuchen wir zu unterstützen.
Wie könnt ihr Startups in der Finanzierung helfen?
Die wichtigsten Förderinstrumente sind das EXIST-Gründungsstipendium und der EXIST-Forschungstransfer. Das sind zwei Programme des Bundes und da begleiten wir die Gründerteams von der Idee bis hin zur Ausarbeitung und Ideenskizze, die dort eingereicht werden muss. Die ganze Antragstellung hindurch, bis das ganze dann genehmigt wird.
Dann gibt es daneben auch lokale Programme wie das InnoRampUp von der IFB Hamburg. Da unterstützen wir die Startups auch, indem wir intensive Pitch Trainings machen.
Vermittelt ihr Startups auch direkt an Investorinnen und Investoren?
Es gibt regionale Einrichtungen, an die wir vermitteln und die sich auch ganz speziell um das Thema der Investor*innen-Netzwerke kümmern. Da ist das Hamburg Investors Network (HIN) zu nennen. Es gibt aber auch Business Angels, zu denen wir Kontakte haben.
Wir organisieren 1-2x im Jahr Veranstaltungen, wo wir Investor*innen mit einladen. Da setzen wir einen thematischen Schwerpunkt und wir wollen die Hemmschwelle so niedrig wie möglich gestalten. Es ist auch für Gründer*innen wichtig zu verstehen, welche Fragen von Investor*innen gestellt werden und was besonders wichtig ist.
Was hat es mit dem Experten-Pool im Bereich der Startup-Förderung auf sich?
Auf unserer Website findet man eine Übersicht von Expertinnen und Experten mit ganz speziellen Themen, zu denen wir nicht beraten dürfen. Das ist ein Angebot, weil die Experten auch ein kostenloses Erstgespräch für Startups anbieten. Alle weiteren Leistungen sind dann zu verhandeln, aber es ist schon ein ausgewählter Kreis, den wir guten Gewissens präsentieren können.
Außerdem bieten wir auf unserer Webseite Stellenausschreibungen an, wo sie Startups nach Mitarbeiter*innen suchen können. Generell ist uns der Community Gedanke ganz wichtig und deshalb findet man auch die Vernetzungsveranstaltungen auf unserer Website.
Welche Rolle spielt die Diversität bei Startups für die Beratung und auch in eurer Arbeit in der Startup-Förderung?
Wir richten uns an jede und jeden und wir bieten unseren Service in Deutsch und Englisch an. Wir haben also auch ein Angebot für internationale Gründer*innen. Außerdem versuchen wir Diversität zu fördern, um speziell die Zahl der Gründerinnen zu steigern. Da haben wir beispielsweise bestimmte Formate wie das Gründerinnen-Frühstück ins Leben gerufen und arbeiten mit Pro-Exzellenzia zusammen. Mit einem innovativen Konzept qualifiziert die Freie und Hansestadt Hamburg mit diesem Projekt seit 10 Jahren erfolgreich Frauen für Führungspositionen.
Auch in unseren Teams bei beyourpilot achten wir auf die Diversität.
Welche Tipps kannst du anderen Wirtschaftsförderungen in Deutschland im Bereich der Startup-Förderung geben?
Die Einrichtungen hier in Hamburg im Wissenschaftsbereich haben teilweise in kleinen Teilen das Thema Gründung abgedeckt, haben aber gemerkt, dass es viel effizienter ist, wenn sie gemeinsam und zusammen beraten. Zusammen mit einer Ausschreibung von der Stadt Hamburg haben sich alle Institute darauf geeinigt, etwas zusammen zu machen und daraus ist das beyourpilot entstanden.
Welche Tipps kann ich in der Startup-Förderung geben?
Es ist unerlässlich, dass man sich gegenseitig vertraut und es keine Hidden Agenda gibt. Man sollte eine gemeinsame Vision im Bereich der Startup-Förderung haben, nach der man sich ausrichtet. Das ist ähnlich wie bei einem Startup-Vorhaben. Außerdem ist es ganz wichtig, dass so eine Unterstützung gefördert werden muss und dass da auch langfristig gedacht werden sollte.