Wie geht eine Vernetzungsplattform für Startups? – StartHub Hessen

Alexander Grau
📣 Heute dreht sich alles um den StartHub Hessen, der das hessische Start-up Ecosystem zusammenbringt. Im Auftrag des Landes Hessen und als Teil der Hessen Trade & Invest GmbH profitiert der StartHub Hessen von einem gewachsenen Netzwerk aus Unternehmen, Gründerzentren, Förderern sowie Mentoren und bringt diese zusammen.

Heute im Gespräch bei startupdetector geht es um die Erfahrungen und Best Practises vom StartHub Hessen in der Förderung von Startups. startupdetector ist der Informations- und Analysedienst rund um Startup Neugründungen, Finanzierungsrunden und das Startup-Ökosystem in Deutschland.

 

🎥 Das Video-Interview mit Alexander Grau findest du hier:

 

Alexander, was ist das StartHub Hessen und welche Rolle nimmst du als Startup-Ecosystem Manager ein?

Wir sind ziemlich genau vor 2 Jahren mit dem Auftrag losgelaufen, das Startup-Ökosystem in Hessen zu fördern und zu vernetzen. Da haben wir uns am Anfang überlegt, wie sowas überhaupt aussehen und wie man das aufsetzen kann. Inzwischen sind wir da ein ganzes Stück weiter gekommen. Das StartHub Hessen ist einfach eine zentrale Anlaufstelle im Startup-Ökosystem.

Hessen ist von der Fläche her ein ziemlich großes Bundesland und hier war die Herausforderung, die vielen Angebote für Startups zusammenzubringen. Gründerinnen und Gründer haben es nicht immer leicht, das passende Angebot zu finden. Hier springen wir ein und helfen Startups dabei, die richtigen Angebote für ihre individuellen Herausforderungen zu finden.

Ein Beispiel ist das Fundraising, da unterstützen wir bei dem Investoren-Matching in Hessen. Kurzum ist der StartHub Hessen eine Vernetzungsplattform für Startups und Angebote für Gründerinnen und Gründer in Hessen.

Was zeichnet Hessen als Startup-Location aus?

Hessen ist ganz stark durch Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet geprägt. Vor allem durch die Unternehmen und Banken, die ihren Sitz dort haben. Das spiegelt sich auch in der Startup-Szene wider. Es gibt sehr viele FinTech-Unternehmen in Hessen, auch das erste Fintech-Unicorn Clark ist hier entstanden.

In Darmstadt tut sich durch die Technische Universität auch viel im technologischen Bereich. Da ist ein Beispiel das Unternehmen Wingcopter, die tolle Drohnen bauen und richtig durchstarten. Wenn man so auf die Branchen schaut, dann ist Hessen besonders in FinTech-, Cyber Security-, KI- und GreenTech-Bereich stark.

Welches Vorgehen erlebt ihr mit Startups und in welcher Phase sprechen Gründer:innen den StartHub Hessen an?

Hessen ist noch ein relativ junges Startup-Ökosystem. Ich habe gerade erzählt, dass erst ein Startup-Unicorn aus Hessen gekommen ist und wir daher noch in einer eher jungen Phase stecken. Also es gibt ganz viele junge Startups, die immer mehr Reife gewinnen. Der erste Startup-Kontakt mit uns ist meistens in der Gründungsphase und da sind die Gründerinnen und Gründer oft auf der Suche nach den ersten Kapitalgebern.

In dieser typischen Startup-Kurve, sind die meisten Startups in diesem Valley of Death. Da wissen sie oft nicht, wie sie ihr erstes Produkt bauen können, wie sie den Markteintritt schaffen und wie sie das Geld dafür bekommen. Das ist wirklich eine ganz typische Phase, wo Startups auf uns zukommen und Hilfe suchen.

Wie unterscheidet sich der StartHub Hessen von anderen Startup-Angeboten in Hessen?

Wir können die Startups nicht inhaltlich aus dem Valley of Death ziehen. Das ist aber auch nicht unser Ziel, sondern wir sind eine Vernetzungsplattform und es gibt ganz viele Angebote in der Richtung für Startups in Hessen. Unser Job ist es, diese Angebote zu kennen und entsprechende Intros zu den Angeboten zu liefern. Wir versuchen da wirklich sehr passgenau die Angebote mit den Gründerinnen und Gründern zu matchen.

Was sind eure erfolgreichsten Startup-Aktivitäten im StartHub Hessen?

Durch den StartHup Hessen konnten wir eine Dynamik in das Startup-Ökosystem bringen. Das ist wirklich ein riesiger Erfolg für uns. Wir vernetzen nicht nur die Startups, sondern auch die Akteure untereinander. Dadurch sind meiner Meinung nach mehr Projekte in dem Bereich entstanden, die den Startups direkt zu Gute kommen.

Außerdem dienen wir quasi als Übersetzer zwischen Politik und der Startup-Szene. Auch die Politik hat die Wichtigkeit verstanden und da werden in Zukunft mehr Maßnahmen kommen. Es wurde gerade eine Startup-Strategie vom Wirtschaftsministerium Hessen veröffentlicht. Die Politik gibt der Startup-Community viel mehr Aufmerksamkeit und priorisiert das Thema stärker.

Wenn es um die konkreten Angebote für Startups geht, haben wir gerade ein neues Projekt gestartet. Zusammen mit dem TechQuartier in Frankfurt sind wir zu dem Schluss gekommen, dass Startups einfach Unterstützung beim Fundraising brauchen, damit sie sich da richtig aufstellen. Wir liefern Finanzierungsmöglichkeiten für alle Wachstumsphasen und zahlreiche Netzwerkangebote.

Wie werden Startups im Fundraising-Prozess durch den StartHub Hessen und das TechQuartier unterstützt?

Das sind immer Themen, die ich auch in den Beratungen höre. Also in 80 % der Fälle fragen die Gründerinnen und Gründer nach Geld. Dann frage ich so typische Investoren Fragen ab, wie zum Beispiel: Wie sieht euer Geschäftsmodell genau aus? Was wollt ihr überhaupt verkaufen und wer ist euer Kunde? Habt ihr einen Beweis dafür, dass Kunden euer Produkt wirklich wollen? Könnt ihr eure Traction belegen?

Das sind so ein paar Fragen, die ich so stelle. Dann merke ich ganz oft, dass die Gründerinnen und Gründer da gar nicht darauf vorbereitet sind. Die haben gar kein ordentliches Pitch Deck, der Businessplan ist noch nicht richtig durchdacht und sie haben sich mit dem Thema noch nicht gründlich genug auseinandergesetzt.

Das kann natürlich sehr fatal sein, wenn die Gründerinnen und Gründer so auf die Business Angels zugehen. So werden potenzielle Business Angels abgeschreckt, die unter anderen Voraussetzungen vielleicht investiert hätten. Genau da wollen wir ansetzen und mit einem Pilotprojekt zusammen mit dem TechQuartier starten.

Wir setzen in dem Projekt ein Programm auf, welches in zwei Teile geteilt ist. Zum einen gibt es einen eintägigen Workshop für Startups, in dem die Gründerinnen und Gründer die wichtigsten Dinge in Bezug auf Fundraising beigebracht bekommen. Im Anschluss geht es um die konkrete Umsetzung und darum, wie sich die Startups für die nächste Finanzierungsrunde aufzustellen.

Im zweiten Teil gibt es noch ein Coaching für die Gründerinnen und Gründer. Da wählen wir bestimmte Startups aus, die wirklich für den Fundraising-Prozess bereit sind. Innerhalb dieses Coachings haben die Gründerinnen und Gründer die Möglichkeit, sich nochmal kurz und intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, um danach im besten Fall direkt eine Finanzierungsrunde zu bekommen.

Wie könnt ihr Startups mit eurem Netzwerk unterstützen?

Wir versuchen uns stetig mit den Investoren in Hessen auseinanderzusetzen und zu vernetzen. Wir arbeiten auch sehr eng mit den Business Angel Netzwerken zusammen, vor allem aus Frankfurt. Da haben wir schon diverse Veranstaltungen zusammen gemacht und helfen so den Startups dabei, den direkten Zugang zu Business Angels zu bekommen.

Darüber hinaus gibt es verschiedene Pitch Events, die wir unterstützen. Da gibt es zum Beispiel den Pitch Club in Frankfurt und das TechQuartier macht auch Events. Also wir beteiligen uns da auch an diversen Projekten, die genau diesen Zugang zu Investoren ermöglichen und schaffen.

Wie validiert ihr die Investoren-Szene in eurem Netzwerk?

Wir sind selbst da noch sehr am Anfang, dieses Netzwerk zu validieren und einzuordnen. Vor allem setzen wir gerade auf unsere Partner, die in dem Bereich schon sehr viel Erfahrung in den Themen Investoren-Matching, Einordnung und Klassifizierung haben.

Kommen auch Investoren aktiv auf den StartHub Hessen zu?

Ja, da haben wir gerade auch einen ersten Versuch im Female Investing Bereich gestartet. Wir arbeiten da mit einem Partner aus München zusammen, die jetzt gerade eine Workshop-Reihe zu dem Thema gestartet haben. Die soll vor allem auch Investorinnen dabei unterstützen, in Startups zu investieren. Da ist vor allem meine Kollegin Julia im Lead.

Es ist wohl gerade sehr erfolgreich als Programm und wir hatten 30 Plätze für die erste Workshop-Reihe und es kamen über 150 Bewerbungen rein. Da ist ein großer Bedarf in ganz Deutschland. Es ist natürlich schön, diese Entwicklung zu sehen und da fangen wir jetzt auch an, Investorinnen zu unterstützen.

Dann gibt es noch die Business Angel Netzwerke bei uns in Hessen, die immer offen für neue Investor:innen sind. Die haben auch Programme, um die frischen Investor:innen aufzugleisen.

Wie messt ihr eure Erfolge und welche konkreten Ziele verfolgt ihr mit dem StartHub Hessen?

Also man kann jetzt über die klassischen KPIs eines Bundeslandes gehen. Das sind nicht die direkten Folgen, die der StartHub erzielt, sondern es ist einfach das, was alle Akteure in Hessen schaffen. Da sind für Hessen zum Beispiel die Gründungszahlen, Investitionsrunden und Kapitalhöhen relevant.

Wenn wir über den StartHub reden, dann ist für uns wichtig, wie viele Startups auf uns zukommen und mit wie vielen Partnern wir gemeinsame Projekte starten. Das sind unsere KPIs, mit denen wir unseren Erfolg direkt messen können.

Welche Trends siehst du zukünftig in der Arbeit mit Startups?

Die Startup-Welt ist so dynamisch, da gibt es immer einen Wandel und neue Trends. Ich sehe vor allem einen Trend in GreenTech und nachhaltigen Startups. Das ist ein unglaubliches Thema, welches ein großes Gewicht in der Politik hat. Da wird in der Zukunft unheimlich viel passieren. Im letzten Jahr gab es in Hessen zum Beispiel das erste Mal das Impact Festival. Das Event war ein riesiger Erfolg und da sehe ich einfach einen großen Trend.