Wie geht ein Startup-Wettbewerb? | Wirtschaftsförderung Dortmund

Startup-Förderung Best Practices - Startup-Wettbewerb Dortmund
🔥 Die Wirtschaftsförderung Dortmund bietet dir eine individuelle Beratung und spezifische Angebote, wenn es um dein digitales, technologische, soziales oder urbanes Startup geht. Lass dich von der Wirtschaftsförderung Dortmund auf deinem Weg in die Selbstständigkeit begleiten und unterstützen!

Heute haben wir Andrea Schubert, die Teamleiterin Gründen bei der Wirtschaftsförderung Dortmund zu Gast. Im Interview bei startupdetector geht es wieder um die Erfahrungen und Best Practises in der Förderung von Startups. startupdetector ist der Informations- und Analysedienst rund um Startup Neugründungen, Finanzierungsrunden und das Startup-Ökosystem in Deutschland.

 

🎥 Das Video-Interview mit Andrea Schubert findest du hier:

 

Welche Startup-Erfolgsgeschichten gibt es in der Region Dortmund?

Unsere größte Erfolgsgeschichte ist auf jeden Fall der Gründungswettbewerb start2grow, der schon über 20 Jahre alt ist und mit dem wir Gründer:innen aus technologischen, digitalen und innovativen Branchen fördern. Da haben wir jedes Jahr über 300 Teilnehmer aus ganz Deutschland mit dabei und wir machen die Teams fit für ihren Businessplan.

Dabei können sich die Gründer:innen vernetzen und von unserem Feedback profitieren. Schlussendlich können die Startups auch bis zu 84.000 Euro Preisgeld bei dem Wettbewerb gewinnen.

Tatsächlich kann ich ganz viele Erfolgsgeschichten erzählen, weil wir alleine in dem start2grow Wettbewerb über 1600 Gründungen mittlerweile haben. Eine Geschichte, die wir immer gerne erzählen, ist aus unserem ersten Wettbewerb. Da hat die QuinScape GmbH mitgemacht, die immer noch heute als IT-Dienstleister mit 180 Mitarbeitern existiert.

Wir haben außerdem ganz frisch im NRW Scale-up-Programm die IANUS Simulation GmbH. Die wurden in das Programm mit aufgenommen, um internationales Wachstum zu generieren.

Welche Branchen bieten sich in der Region Dortmund für Startups an?

Wir kommen aus dem Dreiklang nach dem Strukturwandel. start2grow ist daraus entstanden, mit dem Ziel, die attraktiven Seiten von Dortmund zu stärken. Da war es vor allem IT, Mikrotechnik und Logistik. Später kam auch Produktionstechnologie dazu, wo wir Kompetenzzentren aufgebaut haben.

Außerdem haben wir durch unseren Startup-Wettbewerb die Startups gesucht und angesiedelt.
Wir sind eher B2B, versuchen ganz viel Matching zusammenzubekommen und ein Netzwerk für Startups zu schaffen. Heute ist natürlich auch die Technologie und Digitalisierung ganz wichtig.

Der zweite Baustein sind nicht nur die wirtschaftlichen Problemstellungen, sondern auch für ökologische, soziale und gesellschaftliche Problemstellungen. Diesen Trend sehen wir seit 4-5 Jahren und verfolgen das auch. Aus diesen Themen ist der Bereich Social Entrepreneurship in der Wirtschaftsförderung Dortmund entstanden.

In welcher Phase sprechen Startups die Wirtschaftsförderung Dortmund an und welche Unterstützung könnt ihr bieten?

Die Gründer:innen kommen fast ausschließlich aus der Vorgründungsphase, aber schon mit einer Idee im Kopf. Die Ideenfindung machen wir eher nicht, sondern wir setzen nach der Idee an. Wir haben beispielsweise viele Kolleginnen und Kollegen, die individuelle Beratungen mit den Startups durchführen.

Außerdem werden die Businesspläne geschärft, Fördermöglichkeiten aufgezeigt und dann schauen wir individuell, wo die Gründer:innen hinpassen. In den eher technologischen start2grow Wettbewerb oder eben in andere Programme, die wir anbieten.

Es geht wirklich über die Ideenfindung hinaus und wir wollen bei der Entwicklung begleiten. Die Finanzplanung ist für Startups beispielsweise auch sehr wichtig und da versuchen wir zu unterstützen. Darüber hinaus geht es wirklich um sehr individuelle Themen, bei dem einen Startup geht es um Patente, bei dem anderen um Vertrieb, sodass wir da wirklich versuchen, spezifische Experten bereitzustellen.

Als Wirtschaftsförderung Dortmund endet unsere Unterstützung auch später nicht. Wir begleiten auch etablierte Unternehmen.

Wie hat sich der start2grow Wettbewerb der Wirtschaftsförderung Dortmund im Laufe der Zeit verändert?

Tatsächlich waren wir vor 20 Jahren mit Berlin, München und Köln einer der ersten Standorte, die einen Gründungswettbewerb angeboten haben. McKinsey hat das Format damals nach Deutschland gebracht und die haben damals auch den Strukturwandel in Dortmund mit unterstützt. Dann sind Startups und Gründungen ein Baustein aus einem großen Paket gewesen, um die Branchen IT, Mikrotechnik und Logistik zu stärken.

Vieles aus dem Gesamtprojekt existiert natürlich nicht mehr, aber die start2grow Wettbewerbe laufen weiter gut. Natürlich passt man inhaltlich immer an, zwischendurch hatten wir auch mal den Wettbewerb für alle Branchen geöffnet, jetzt sind wir wieder mehr auf Technologie fokussiert. Schwerpunkt ist dabei immer unser Netzwerk, wir haben über 600 Experten in ganz Deutschland, sodass auch die Teams von außerhalb schauen können, wer in ihrer Region sitzt.

Natürlich gibt es über die Zeit Veränderungen, man passt Veranstaltungen an und probiert unterschiedliche Dinge aus. Der Wettberwerbszeitraum ist mal kürzer oder länger, aber wir haben von damals bis heute eigentlich immer ca. 300 Teilnehmer. Manchmal bin ich selbst erstaunt, dass so ein altes Konzept immer noch funktioniert. Es macht einfach unheimlich viel Spaß, durch die vielen neuen und innovativen Ideen.

Wie wird der start2grow Wettbewerb der Wirtschaftsförderung Dortmund dieses Jahr ablaufen?

Für den Wettbewerb kann man sich online anmelden. Wir haben auf unserer Website einmal den Online-Coaching-Bereich und da kann man sich einfach ein Profil anlegen. Da sind auch alle Experten und Gründer mit einer Kurzbeschreibung aufgelistet. So kann ganz viel unterhalb der Experten und Gründer ablaufen, ohne das wir sehr viel Organisation leisten müssten. Die Gründerinnen und Gründer können selbst die Initiative ergreifen und nach Leuten suchen, die ihnen bei ihren individuellen Problemen weiterhelfen können.

Dann haben wir natürlich ein Rahmenprogramm, wo wir mit einer großen Matching-Veranstaltung starten. Da bringen wir unsere Experten und Coaches konkret mit den neuen Gründungsteams zusammen. Es gibt außerdem einiges an Qualifizierungsprogrammen, zum Teil digital und zum Teil vor Ort. Wir freuen uns nach der Pandemie unglaublich darauf, die Teams und Coaches wieder mal vor Ort zu haben. Trotzdem werden wir auch digitale Module beibehalten, weil es auch schön ist, die Teams aus Hamburg, Berlin und Süddeutschland einzubeziehen.

Ziel ist es letzten Endes einen Businessplan einzureichen und dafür gibt es auch noch mal Feedback von mindestens zwei Gutachtern. Dieser Feedback-Baustein ist neben den inhaltlichen Dingen ein zweiter wichtiger Bestandteil, um zum Beispiel folgende Fragen zu klären:

Wie kommt meine Geschäftsidee an?
Ist das Geschäftsmodell rund?
Ist mein Marketingplan realistisch?
Wo hakt es noch?

Das alles geht am Ende bei der Abgabe des Businessplans noch mal ganz gebündelt und daraus entstehen auch im Anschluss die 20 besten Teams, die vor unserer Jury pitchen dürfen. Außerdem haben wir ein großes Netzwerk von knapp 70 Kapitalgebern, die auch ein Kurzscreening der Ideen machen und ihre Bewertung abgeben.

Am Ende läuft es auf die große Pitch und Party Veranstaltung hinaus. Da dürfen die Teams pitchen und die Preisträger werden gekürt. Bei der Veranstaltung haben wir einmal im Jahr wirklich unser ganzes Netzwerk zusammen.

Wie läuft die Beratung der Startups während des Wettbewerbs ab?

Die Beratung und die komplette Teilnahme am Wettbewerb ist kostenfrei für die Teams. Das funktioniert dadurch, dass alle Coaches und Experten ehrenamtlich arbeiten. Das heißt natürlich, dass die Beratung gewisse Grenzen hat. Also ein Patentanwalt wird niemals ein Patent kostenfrei und ehrenamtlich anmelden. Die Beratung und die ersten Schritte sind für die Teams kostenfrei.

Die Teams können aber auch einen Mentor oder eine Mentorin zur Seite gestellt bekommen, die als erste Ansprechpartner:in im Netzwerk fungiert und die Feedback zu den Plänen gibt. Im Netzwerk sind tatsächlich auch relativ viele Coaches, die vor vielen Jahren auch mal selbst an dem Startup-Wettbewerb teilgenommen haben und jetzt etwas zurück- und weitergeben.

Mit welchen Kooperationspartnern arbeitet die Wirtschaftsförderung Dortmund zusammen, damit die Startups bestmöglich unterstützt werden?

Wir haben hier in Dortmund auch ein großes Netzwerk für Gründerinnen und Gründer. Zum Beispiel auch die TU Dortmund oder die Fachhochschule Dortmund. Da gibt es auch noch ganz viele weitere Partner wie die Sparkasse, die dann ihre Kontakte auch wiederum ins Netzwerk gibt. Wir haben im Wettbewerb auch den High-Tech Gründerfonds, die NRW Bank und Business Angel Netzwerke.

Die Wirtschaftsförderung Dortmund arbeitet auch viel als Netzwerkorganisator. Tatsächlich gelingt es uns fast immer, den richtigen Ansprechpartner für jedes Team zu finden. Dazu kommen noch die ganzen branchenrelevanten Netzwerkexperten, sodass man für die meisten Fragen auch wirklich jemanden findet. Manchmal muss man ein bisschen suchen und um drei Ecken fragen, aber es funktioniert meistens.

Außerdem ist es für die Teams wichtig, von verschiedenen Richtungen Feedback zu bekommen. Einmal von Menschen, die aus der Branche kommen, aber auch aus Sicht von Kapitalgebern. Unterschiedliches Feedback kann natürlich auch zu Irritationen führen, weil jeder es auch ein bisschen anders sehen kann.

Welche Vorteile können die Startups aus dem start2grow Wettbewerb am Ende noch ziehen?

Es gibt am Ende natürlich ein Preisgeld, es ist ja ein Wettbewerb. Der Erstplatzierte bekommt 40.000 Euro, von daher lohnt es sich mitzumachen. Für die meisten Teilnehmer ist der Austausch und das Feedback noch viel wichtiger. Es fliegt auch niemand aus dem Netzwerk raus, also die Teams können nach dem Wettbewerb noch in Online-Coaching-Bereich suchen.

Alle Teams können von dem großen Netzwerk profitieren. Das machen auch die Teams untereinander und das merkt man, wenn man die Teams wieder trifft. Letzten Endes wollen wir ja auch für die Teams die Netzwerke öffnen.

Welche Ziele verfolgt die Wirtschaftsförderung Dortmund?

Wir sind aus öffentlichen Mitteln finanziert und daher leisten wir auch Rechenschaft gegenüber unserer lokalen Politik. Letzten Endes sind die Gründungszahlen und Arbeitsplätze, die geschaffen werden, wichtig. Es ist aber nur ein Teil, dass die Gründung in Dortmund zählt. Der andere Teil ist aber auch die Unterstützung der kleinen und mittelständigen Unternehmen bei der Digitalisierung.

Von daher hilft es auch, wenn wir ein gutes Team aus allen anderen Regionen in Deutschland haben. Es ist natürlich zum einen die Gründung und Vernetzung hier, aber die Vermittlung zu etablierten Unternehmen ist auch sehr entscheidend.

Zum Glück dürfen wir ganz viel ausprobieren und mit den Gründern arbeiten, um die individuellen Geschichten zu fördern. Wir können seit 20 Jahren einen bundesweiten Wettbewerb machen, auch wenn wir nur durch Dortmunder Mittel gefördert werden. Das hilft dem ganzen Startup-Ökosystem.

Wie groß ist das Team im Bereich Startups in der Wirtschaftsförderung Dortmund?

Wir sind im start2grow Wettbewerb zu fünft, haben dann aber noch vier Kolleg:innen, die diese individuelle Gründer- und Fördermittelberatung machen. Außerdem haben wir eine Kollegin, die speziell im Social Entrepreneurship tätig ist.

Wir machen aber natürlich nicht nur den start2grow Wettbewerb, sondern auch ganz viel andere Themen und andere Formate. Insgesamt sind wir zu Zehnt.

Welche anderen Formate und Best Practices der Startup-Förderung haben sich noch bewährt?

Seit ein paar Jahren bauen wir auch den Bereich Social Entrepreneurship auf. Das ist bei uns aber ganz weit gefasst und nicht nur der klassische Sozialunternehmer, sondern alle Ideen, die einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Wir haben da mit einem kleinen Wochenende-Format angefangen, wo man einfach eine Idee mal zwei Tage testen und entwickeln kann.

Jetzt machen wir im dritten Jahr zusammen mit der Fachhochschule Dortmund das greenhouse.ruhr Stipendium Programm. Da wählen wir gezielt acht Teams aus, mit denen wir sehr intensiv und individuell über vier Monate hinweg arbeiten. Der Fokus liegt darauf, dass man mit seiner Nachhaltigkeitsidee auch Geld verdienen darf. Im Bereich der Impact Startups sehe ich auch einen großen Trend.